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Febuxostat (Adenuric)

Allopurinol ist und bleibt (zumindest vorerst) die erste Wahl bei den harnsäuresenkenden Medikamenten. Jetzt steht jedoch mit Febuxostat eine Alternative zu Allopurinol zur Verfügung. Über einen ähnlichen Wirkmechanismus wie Allopurinol reduziert Febuxostat die Harnsäurebildung wirksam.

 

Febuxostat ist erst seit März 2010 auf dem Markt (damals unter dem Handelsnamen Adenuric). Wie Allopurinol greift Febuxostat in den Abbauprozess von Purin zu Harnsäure ein, indem er ein Enzym hemmt, das den Prozess steuert. Statt Harnsäure werden ihre Vorstufen (Hypoxanthin und Xanthin) verstärkt ausgeschieden. Febuxostat wird über die Leber abgebaut (Allopurinol über die Nieren), so dass es auch bei Patienten mit Nierenleiden zum Einsatz kommen kann. Weiterhin ist Febuxostat hautfreundlicher als Allopurinol und verursacht weniger Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Allerdings kam es auch zu mehr unerwünschten Nebenwirkungen auf das Herz- / Gefäßsystem.

 

Trotz der dem Allopurinol ähnlichen Wirkungsweise und teilweise ähnlicher Nebenwirkungen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Patienten, die Allopurinol nicht vertragen, Febuxostat trotzdem vertragen (und umgekehrt). 

 

Schematischer Prozess des Abbaus von Purinen unter Febuxostat / Adenuric
Febuxostat hemmt den Abbau von Xanthin zu Harnsäure
   Die Kosten für Adenuric sind etwa um den Faktor sieben höher als bei einer Behandlung mit Allopurinol. Es gibt keine Nachahmerpräparate. Daher akzeptieren die gesetzlichen Krankenkassen die Verschreibung von Adenuric in der Regel nur in Ausnahmefällen (z. B. bei einer erheblichen Unverträglichkeit von Allopurinol). Die privaten Kassen erstatten die Kosten von Adenuric meist problemlos.

Gicht erfolgreich mit Febuxostat behandeln

Bei Febuxostat gelten hinsichtlich einer erfolgreichen und dauerhaften Senkung des Harnsäurewerts die gleichen Spielregeln wie bei Allopurinol. Die wichtigste: Man muss es auch nehmen! Hört sich selbstverständlich an, ist es in der Praxis aber nicht. Einige Gründe für die „schlechte Compliance“ (ärztedeutsch für mangelnde Mitwirkungsbereitschaft des Patienten) sind:

  1. Es kann bis zu sechs Monate dauern, bis das Febuxostat alle Harnsäureablagerungen im Körper aufgelöst hat. In dieser Zeit ist verstärkt mit Gichtanfällen zu rechnen. Der Patient sollte vom Arzt hierüber aufgeklärt werden und geeignete Medikamente (insbesondere NSAR) zur Hand haben. Die Gefahr von Gichtanfällen in dieser Phase ist noch höher als bei Allopurinol. Viele Patienten setzen Adenuric schnell wieder ab, weil sich ihre Beschwerden verschlechtern.
  2. Bei den meisten Personen tritt nach einigen Monaten Beschwerdefreiheit ein. Dies führt leicht zu einer Medikamentenmüdigkeit („mir geht es doch gut!“), so dass die Einnahme mit zu geringer Dosis (oder gar nicht) fortgesetzt wird.
  3. Lebenslang Tabletten? Viele Gichtkranke haben mehr Angst vor den Nebenwirkungen von Febuxostat als vor der Gicht selbst. Daher setzen sie das Medikament wieder ab.

So klappt es mit Febuxostat!

  
  • Keine Angst vor Febuxostat. Die meisten Menschen vertragen es problemlos. Es ist außerdem auf jeden Fall besser als die Folgen der Gicht.
  • Die Einnahme von Febuxostat kann auch bei einem akuten Gichtanfall begonnen werden. Die Regel, dass der Gichtanfall vor der Einnahme von harnsäuresenkenden Medikamenten abgeklungen sein muss, gilt nicht mehr.
  • Unterbrechen Sie die Einnahme auch beim Auftreten neuer Gichtanfälle nicht mehr. Dies würde zu Schwankungen des Harnsäurewerts führen, die wiederum weitere Gichtanfälle auslösen könnten.
  • Ihr Arzt kann Ihnen Medikamente (NSAR, Cortison, Colchicin) verschreiben, die zur Vorbeugung von Gichtanfällen in niedriger Dosierung über einige Wochen oder Monate genommen werden. Alternativ lassen Sie sich vor Behandlungsbeginn vom Arzt ein NSAR verschreiben, das Sie rechtzeitig bei Beginn eines Gichtanfalles einnehmen.
  • Den Harnsäurewert öfters kontrollieren lassen. In der Regel sollten 40 bis 80 mg Febuxostat pro Tag reichen. Ggf. ist der Einsatz eines Harnsäuremessgeräts sinnvoll.
  • Die Einnahme von Adenuric nicht beenden, wenn es Ihnen wieder besser geht.
  • Auch bei Beschwerdefreiheit den Harnsäurewert mindestens alle sechs Monate kontrollieren lassen. Ggf. nach Vorgabe des Arztes die Dosis anpassen.
  • Sicherheitshalber regelmäßig die Leberwerte überprüfen lassen.
  • Wenn Sie Adenuric abgesetzt haben oder nicht mehr nehmen möchten: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. (Er kann Sie nicht zwingen es weiter zu nehmen, er sollte aber Bescheid wissen.)

Einnahme von Febuxostat

  

Kann bei Therapiebeginn Gichtanfälle auslösen.

  

Die harnsäuresenkende Wirkung von Febuxostat ist stärker als die von Allopurinol. D. h. eine 80 mg Tablette Febuxostat senkt den Harnsäurewert stärker als 300 mg Allopurinol.

 

In Deutschland ist Febuxostat nur in den Dosierungen 80 mg und 120 mg erhältlich. Die (in anderen Ländern verfügbare) 40 mg Dosierung ist hier nicht zugelassen.

 

Allerdings reichen 40 mg bei ca. 45 Prozent der Patienten bereits aus, um einen Harnsäurewert unter 6 mg / dl zu erreichen. Hier kann in Abstimmung mit dem Arzt überlegt werden, ob eine halbe statt einer ganzen Tablette genommen werden sollte.

 

Febuxostat senkt den Harnsäurewert sehr schnell. Nach zwei Wochen ist der Endwert erreicht. Dann sollte eine erneute Kontrolle des Harnsäurewerts und gegebenenfalls eine Dosisanpassung erfolgen.

 

Dauer der Einnahme Langzeittherapie. Oft ist lebenslange Einnahme erforderlich.
Tagesdosis

Vorgaben für DEUTSCHLAND:

●  80 bis 120 mg Febuxostat

●  Behandlungsbeginn mit 80 mg

●  Der Arzt entscheidet auf Grund der Laborwerte ggf. über eine Erhöhung von 80 auf 120 mg.

 

Außerhalb von Deutschland stehen in vielen Ländern auch 40 mg Dosierungen (entsprechend einer halben 80 mg Tablette) zur Verfügung. Hier wird in der Regel so dosiert:

●  40 bis 120 mg Febuxostat

●  Behandlungsbeginn mit 40 mg

●  Der Arzt entscheidet auf Grund der Laborwerte ggf. über eine Erhöhung von 40 auf 80 oder 120 mg.

 

Kontrolle des Harnsäurewerts zwei Wochen nach Einnahmebeginn. Danach gegebenenfalls Dosisanpassung.

Mögliche häufige Nebenwirkungen

●  Adenuric / Febuxostat birgt ein höheres kardiovaskuläres (also ein das das Herz und das Gefäßsystem betreffendes) Risiko als Allopurinol.

●  Risiko von seltenen aber schweren Nebenwirkungen insbesondere im ersten Monat der Einnahme und bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Allopurinol und / oder einer Nierenerkrankung.

●  Leberfunktionsstörungen bei etwa 3,5 Prozent der Anwender.

●  Durchfall, Übelkeit, Hautprobleme, Kopfschmerzen

Wirksamkeit Sehr gut, stärkere Harnsäuresenkung von 80 mg Febuxostat als bei 300 mg Allopurinol.
Verfügbarkeit Rezeptpflichtig
Handelspräparate Adenuric. Diverse preiswertere Nachahmerpräparate sind erhältlich.
Alternativen

Allopurinol. Es ist preiswerter und wirkt in der richtigen Dosierung meist ausreichend gut.


Bildnachweis

Seitenkopf: Ulrik Andresen