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Harnsäure senken mit Allopurinol

Allopurinol ist der „Gold-Standard“ bei der medikamentösen Senkung des Harnsäurewerts. Es ist ein Urikostatikum, das heißt, es reduziert die Menge der anfallenden Harnsäure, so dass der Harnsäurewert auf einen unproblematischen Wert fällt. Fast jeder Gicht-Patient bekommt von seinem Arzt Allopurinol verordnet, trotzdem bleibt manchmal (zumindest scheinbar) der Erfolg aus.

 

Allopurinol senkt die Harnsäurekonzentration im Blut, indem es den Abbau von Purinen zu Harnsäure hemmt. Harnsäure wird über einen mehrstufigen Prozess im Körper abgebaut, Allopurinol blockiert hier den letzten Schritt, die Umwandlung vom Zwischenprodukt Xanthin zu Harnsäure. Und das verbliebene Xanthin kann der Körper relativ leicht ausscheiden.

 

Grafik des Abbaus von Purinen zu Harnsäure unter Verwendung von Allopurinol
Allopurinol hemmt den Abbau von Xanthin zu Harnsäure

 

Allopurinol ist gut wirksam, preiswert und verhältnismäßig gut verträglich. Daher ist es der „Goldstandard“ bei der Behandlung der Gicht. Der neuere (und teurere) Wirkstoff Febuxostat kommt in der Regel erst dann zum Einsatz, wenn Allopurinol nicht vertragen wird oder nicht ausreichend stark wirkt.

 

Kein Erfolg mit Allopurinol?

Ärzte verschreiben Allopurinol fast reflexartig bei der Diagnose „Gicht“. Was im Großen und Ganzen auch nicht falsch ist. Wie kommt es aber, dass viele Gichtkranke trotz Allopurinol weiter Beschwerden haben?

  1. Es kann sechs bis acht Monate dauern, bis das Allopurinol alle Harnsäureablagerungen im Körper aufgelöst hat. In dieser Zeit ist verstärkt mit Gichtanfällen zu rechnen. Der Patient sollte vom Arzt hierüber aufgeklärt werden und geeignete Medikamente (insbesondere NSAR) zur Hand haben. Außerdem muss das Allopurinol eingeschlichen werden (also Beginn mit einer niedrigen Dosis, dann stufenweise Steigerung). Viele Patienten setzen das Allopurinol jedoch schnell wieder ab, weil sich ihre Beschwerden verschlechtern.
  2. Lebenslang Tabletten? Bei den meisten Personen tritt nach einigen Monaten Beschwerdefreiheit ein. Dies führt leicht zu einer Medikamentenmüdigkeit („mir geht´s doch gut!“), so dass die Einnahme mit zu geringer Dosis (oder gar nicht) fortgesetzt wird.
  3. Die Allopurinol-Dosis muss dem Bedarf des Patienten angepasst sein. Oft reicht eine Tablette am Tag nicht aus. Ist die Dosis zu niedrig, bleiben die Beschwerden bestehen.

So klappt es mit Allopurinol!

  
  • Keine Angst vor Allopurinol. Die meisten Menschen vertragen es problemlos.
  • Die Einnahme von Allopurinol kann auch bei einem akuten Gichtanfall begonnen werden. Die Regel, dass der Gichtanfall vor der Einnahme von harnsäuresenkenden Medikamenten abgeklungen sein muss, gilt nicht mehr.
  • Unterbrechen Sie die Einnahme auch beim Auftreten neuer Gichtanfälle nicht mehr. Dies würde zu Schwankungen des Harnsäurewerts führen, die wiederum weitere Gichtanfälle auslösen könnten.
  • Ihr Arzt kann Ihnen Medikamente (NSAR, Cortison, Colchicin) verschreiben, die zur Vorbeugung von Gichtanfällen in niedriger Dosierung über einige Wochen oder Monate genommen werden. Alternativ lassen Sie sich vor Behandlungsbeginn vom Arzt ein NSAR verschreiben, das Sie rechtzeitig bei Beginn eines Gichtanfalles einnehmen.
  • Allopurinol MUSS „eingeschlichen“ werden. Üblicherweise wird mit 100 mg pro Tag begonnen.
  • Den Harnsäurewert anfangs öfters kontrollieren lassen. Ist der Harnsäurewert weiterhin zu hoch, die Dosis nach Vorgabe des Arztes schrittweise steigern. Ggf. ist der Einsatz eines Harnsäuremessgeräts sinnvoll.
  • Wenn nach sechs Monaten Einnahme von 300 mg Allopurinol immer noch Gichtanfälle auftreten mit dem Arzt abklären, ob eine höhere Dosis sinnvoll ist oder ob auf anderes Medikament (z. B. Febuxostat) gewechselt wird.
  • Die Einnahme von Allopurinol nicht beenden, wenn es Ihnen wieder besser geht.
  • Auch bei Beschwerdefreiheit den Harnsäurewert mindestens alle sechs Monate kontrollieren lassen. Ggf. nach Vorgabe des Arztes die Dosis anpassen.
  • Wenn Sie Allopurinol abgesetzt haben oder nicht mehr nehmen möchten: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. (Er kann Sie nicht zwingen es weiter zu nehmen, er sollte aber fairerweise Bescheid wissen.)

Einnahme von Allopurinol

  

Kann bei Therapiebeginn Gichtanfälle auslösen.

  

Beim Auftreten von Hautausschlägen ist das Allopurinol sofort abzusetzen. Anderenfalls besteht die Gefahr, das sich eine lebensgefährliche Überempfindlichkeitsreaktion (Allopurinol-Hypersensitivitätssyndrom / Stevens-Johnson-Syndrom) entwickelt.

 

Dauer der Einnahme Langzeittherapie. Oft ist lebenslange Einnahme erforderlich.
Tagesdosis

●  Üblicherweise 200 bis 300 mg Allopurinol bei leichter Gicht, 400 bis 600 mg bei schwerer Gicht mit Bildung von Gichtknoten. Bei Bedarf bis 800 mg möglich. Ab 300 mg wird die Einnahme auf mehrere Dosen täglich verteilt.

●  Einschleichen: Behandlungsbeginn mit 100 mg. Dosissteigerung alle zwei bis vier Wochen bis der angestrebte Harnsäurewert erreicht ist (Kontrolle der Laborwerte durch den Arzt), ggf. auch Selbstkontrolle mit dem Harnsäuremessgerät.

●  Einschleichen reduziert die Gefahr des lebensgefährlichen Hypersensitivitätssyndroms.

Mögliche häufige Nebenwirkungen

●  Hautreaktionen (Juckreiz, kleinfleckige Blutungen, fleckig-knotiger Ausschlag) bei etwa vier Prozent der Anwender. Die Einnahme ist sofort abzubrechen.

Wirksamkeit Gut. Allopurinol führt immer zu einer Senkung des Harnsäurewertes. Es gibt keine „Therapieversager“.
Verfügbarkeit Rezeptpflichtig
Handelspräparate ●  Bleminol, Foligan, Gichtex, Remid, Uribenz, Zyloric und andere
Alternativen

●  Bei Unverträglichkeit oder nicht ausreichender Harnsäuresenkung: Febuxostat (Adenuric)

●  Bei Unverträglichkeit: Kombinationspräparate mit Allopurinol und Benzbromaron


Bildnachweis

Seitenkopf: ktsdesign / 123RF Standard-Bild