Kirschen sind lecker und gesund. Jetzt meldet eine US-amerikanische Studie, dass sich das Risiko von Gichtanfällen durch den Konsum von Kirschen um 35 Prozent reduzieren lässt. Wundermittel? Oder zu schön um wahr zu sein?
Kirschen stehen schon länger in dem Ruf, ein wirksames Mittel zur natürlichen Vorbeugung von Gichtanfällen und zur Senkung des Harnsäurewertes zu sein. Jetzt liegen Studien zu diesem Thema vor, die Kirschen (egal ob als Frucht, Saft oder Konzentrat) eine spürbare Wirkung in der Vorbeugung der Gicht zuschreibt. Weitere Studien scheinen das Ergebnis zu bestätigen; insbesondere der Sorte Montmorency wird diese Wirkung zugesprochen. Allerdings ist die Studienlage insgesamt weiter unbefriedigend. Nicht alle Studien wurden unabhängig und unter sinnvollen Umständen durchgeführt.
Anscheinend hat aber die „Einnahme“ von zwei bis drei Portionen täglich zu je etwa 10 Kirschen über einen Zeitraum von mindestens vier Monaten eine Reduktion der Gichtanfälle um 35 Prozent zur Folge . Ein ähnliches Ergebnis lässt sich durch Kirschprodukte (also insbesondere Kirschsaft) erzielen.
Über den Wirkmechanismus ist man noch nicht im Klaren. Teilweise wurde das in den Kirschen enthaltene Vitamin C als Ursache vermutet. Wahrscheinlicher ist aber eine Hemmung von entzündlichen Reaktionen durch andere Inhaltsstoffe wie zum Beispiel die in den Kirschen enthaltenen Anthocyane. Anthocyane sind pflanzliche Farbstoffe, die Blüten und Früchten ihre rote, bläuliche oder schwarze Farbe verleihen. Sie wirken (ähnlich wie z. B. Vitamin C) antioxidativ und möglicherweise auch entzündungshemmend.
Es handelt sich um die ersten wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema. Erst die Zukunft wird zeigen, ob Gicht-Patienten zukünftig mit Kirsch-Extrakt (vielleicht sogar in Tablettenform?) ihr Risiko von Gichtanfällen senken können. Dennoch wird das Thema gehypt und von der Presse begeistert aufgegriffen. Und (wie so oft) geht es auch um handfeste monetäre Interessen.
Auf jeden Fall sind die Kirschen kein Allheilmittel gegen Gicht. Wenn das Risiko von Gichtanfällen um 35 Prozent sinkt, dann bleiben immer noch 65 Prozent übrig! Außerdem führen Kirschen nicht zu einer relevanten Senkung des Harnsäurewerts, im besten Fall sinkt nur die Wahrscheinlichkeit von Gichtanfällen.
Wenn Sie möchten, dann greifen Sie zu Kirschen und Kirschsaft. Kirschen sind definitiv lecker und gesund. Ob Sie aber Geld für hochpreisiges (oft als Wundermittel gegen Gicht angebotenes) Montmorency-Sauerkirschsaftkonzentrat ausgeben, sollten Sie sich gut überlegen. Erhoffen Sie sich nicht zu viel und beenden Sie die Einnahme von harnsäuresenkenden Medikamenten nicht. |