Themenübersicht: Behandlung des akuten Gichtanfalls

Behandlung des akuten Gichtanfalls

Bei der Behandlung des akuten Gichtanfalls geht es nicht ohne Medikamente. Und ausreichend wirksame Medikamente gibt es nur vom Arzt auf Rezept. Daher ist der Arzt der richtige Ansprechpartner für die Verschreibung der richtigen Medikamente beim akuten Gichtanfall wie auch für die Beratung zum Vorgehen beim nächsten Gichtanfall (z. B. schnelle Selbstmedikation nach Vorgabe des Arztes).

NSAR beim Gichtanfall

NSAR sind nichtsteroidale Antirheumatika. Also cortisonfreie, entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente.

 

NSAR sind keine Mittel die den Schmerz unterdrücken, sondern sie bekämpfen die Entzündung. Hierdurch reduziert sich auch der Schmerz. Das bekannteste NSAR ist die Acetylsalicylsäure (ASS – der Wirkstoff von Aspirin). Allerdings ist sie zur Behandlung des Gichtanfalls nicht geeignet, da sie zu schwach wirksam ist und die Ausscheidung von Harnsäure behindert


COX-2-Hemmer

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: Die bei Gicht meist eingesetzten klassischen (alten) NSAR wie Acetylsalicylsäure oder Diclofenac und die seit einigen Jahren verfügbaren neuen NSAR: Die COX-2-Hemmer (auch Coxibe genannt). Diese sollen eine mit den klassischen NSAR vergleichbare entzündungshemmende Wirkung haben ohne gleichzeitig auch deren magenschädigende Wirkung zu haben.

Diclofenac

Diclofenac ist sicherlich das mit großem Abstand am meisten verordnete NSAR zur Bekämpfung von durch Gicht verursachten Gelenkschmerzen. Dazu trägt neben seinen guten entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkungen sicherlich auch der günstige Preis bei. Diclofenac wird bei kurzzeitiger Einnahme (also über mehrere Tage) meist gut vertragen. Je länger es genommen wird, desto stärker steigt das Risiko von Nebenwirkungen.


Indometacin

Indometacin zählt zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und wird fast ausschließlich bei Gelenkbeschwerden verordnet. Es wurde 1963 entdeckt und 1965 erstmals in den USA zugelassen. Neben seinen guten schmerzstillenden und entzündungshemmenden Eigenschaften reduziert es entzündliche Schwellungen und wirkt fiebersenkend.

Naproxen

Naproxen ist unter den klassischen (alten) NSAR sozusagen der Neuling. Auch wenn es schon 1968 patentiert wurde, ist es auf dem deutschen Markt erst seit 1999 erhältlich. Seit 2002 ist es in Dosierungen bis 250 mg pro Tablette auch rezeptfrei zu haben.

 

Gravierender Unterschied im Vergleich zu Diclofenac und Indometacin ist seine lange Wirkungsdauer. Auch ohne Retard-Tablette ist eine gleichmäßige Versorgung über den Tag gewährleistet.


ASS, Phenylbutazon, Piroxicam, Ibuprofen, Acemetacin

Es existiert eine Vielzahl von Schmerzmitteln und NSAR, deren Einsatz beim akuten Gichtanfall mehr oder weniger sinnvoll ist. Hier werden mit Acetylsalicylsäure (dem Wirkstoff von Aspirin), Ibuprofen, Phenylbutazon, Piroxicam und Acemetacin die Medikamente beschrieben, die gelegentlich bei Gichtanfällen Verwendung finden. 

Colchicin

Die klassische Therapie von Gicht ist die Verabreichung von Colchicin (Colchizin). Es ist der Wirkstoff der Herbstzeitlose (lateinisch Colchicum autumnale, siehe Bild oben). Colchicin wird (auch heute noch) aus ihren Samen gewonnen. Allerdings darf man nicht glauben, dass es sich bei Colchicin um ein nettes Mittel aus der sanften Pflanzenapotheke handelt. 


Cortison und Prednisolon

Cortison (=Kortison) ist ein von der Nebennierenrinde (eine Hormondrüse) produziertes menschliches Hormon. Es hat im Körper eine ganze Reihe von Aufgaben: Es regelt unter anderem den Fettstoffwechsel, den Salz- und Wasserhaushalt und mobilisiert als Stresshormon Energiereserven. Und es ist der stärkste bekannte Entzündungshemmer! Es hemmt sehr wirksam die entzündliche Reaktion im Gelenk und bremst das Immunsystem ein.

Canakinumab (Ilaris)

Canakinumab (Handelsname Ilaris) ist ein neues Medikament aus dem Hause Novartis, das 2013 in der EU zur Behandlung von Gichtanfällen zugelassen wurde. Ilaris ist das erste biotechnologisch hergestellte Medikament zur Behandlung von Gichtanfällen. Allerdings ist das Einsatzspektrum von Ilaris stark eingeschränkt


Darreichungsformen

Medikamente können in den unterschiedlichsten Darreichungsformen gekauft bzw. verschrieben werden. Dabei ist diese Form bei der Behandlung von Gicht bzw. des akuten Gichtanfalls absolut nicht egal. Sie beeinflusst die Zeitdauer bis zum Wirkungseintritt, die Wirkungsdauer und die Verträglichkeit.

Magenschutzmittel

Magenschutzmittel helfen nicht gegen Gicht. Sie dienen bei Bedarf dazu, die schädigende Wirkung von NSAR auf den Magen zu mildern. Wenn heute von Magenschutz gesprochen wird, sind in der Regel keine säurebindenden Mittel (wie z. B. Talcid oder Rennie) gemeint, sondern Mittel, die die Produktion von Magensäure hemmen. Dies sind entweder „Protonenpumpenhemmer“ oder „H2-Rezeptorantagonisten“ (auch als H2-Rezeptorblocker bezeichnet).