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Wie wird die Diagnose Gicht gestellt?

Arzt stellt Diagnose Gicht
Wie stellt der Arzt die Diagnose Gicht?

Woran erkennt der Arzt eigentlich, dass es sich bei den heftigen Gelenkschmerzen seines Patienten um Gicht handelt? Was bestätigt die Diagnose und was spricht eher gegen eine Gichterkrankung?

 

Meist ist die Diagnose „Gicht“ schnell gestellt. Das typische entzündete Großzehengrundgelenk und ein erhöhter Harnsäurewert reichen den meisten Ärzten für die Diagnose. Und meistens liegen sie damit dann auch richtig.

 

Die Verdachtsdiagnose Gicht kann der Arzt oft schon beim mühsamen Eintreten des Patienten in das Behandlungszimmer stellen. Bei der Untersuchung zeigt sich dann meist die äußerst schmerzhafte Entzündung des Großzehengrundgelenks. Handelt es sich jetzt noch um einen Mann über 40, vielleicht mit Übergewicht, dann kann sich der Arzt ziemlich sicher sein. 

 

Allerdings gibt es eine Reihe weiterer Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen. Um Gicht sicher nachzuweisen, ist in Einzelfällen deutlich mehr Aufwand nötig.

 

Für die Diagnose Gicht sprechen:

  • Der Nachweis von Harnsäurekristallen in der Gelenkflüssigkeit (Synovia-Analyse). Hierbei wird mit einer Nadel Flüssigkeit aus dem Gelenk abgesaugt und mit dem Mikroskop untersucht. Die Gelenkpunktion erfolgt üblicherweise nicht durch den Hausarzt, sondern durch einen Chirurgen oder Orthopäden. Dieses Verfahren ist zwar der sicherste Nachweis der Gicht, gilt jedoch in der Durchführung als nicht unproblematisch, so dass nicht immer verwertbare Ergebnisse erzielt werden.
  • Eine plötzlich auftretende Gelenkentzündung am Großzehengrundgelenk sowie an den anderen für Gicht typischen Gelenken (Sprunggelenk, Daumengrundgelenk, Fingergelenke, Ellenbogen, Kniegelenk). Die Entzündung ist mit Schwellung, Rötung und erheblichen Schmerzen verbunden.
  • Ein erhöhter Harnsäurewert (Männer > 7 mg / dl, Frauen > 6 mg / dl). Wobei zu beachten ist, dass der Wert sich am Tag der Blutabnahme schon wieder auf Normalniveau befinden kann. Daher schließt ein normaler Harnsäurewert Gicht nicht aus. Und ein erhöhter Harnsäurewert bedeutet nicht zwingend, dass es sich um Gicht handelt.
  • Eine familiäre Vorbelastung. Also (nachgewiesene) Gicht insbesondere bei den männlichen Verwandten.
  • Hinweise auf Gicht in einem bildgebenden Verfahren
  • Die Wirksamkeit einer Behandlung mit Colchicin. Allerdings wird Colchicin heute üblicherweise nicht mehr alleine und in hoher Dosis verabreicht, sondern in niedriger Dosis mit einem NSAR kombiniert, so dass sich nur schwerlich ausmachen lässt, ob das Colchicin tatsächlich gewirkt hat. Auch schließt eine erfolgreiche Behandlung mit Colchicin eine Pseudogicht (Chondrokalzinose) nicht aus.
  • Das Vorhandensein von Gichtknoten (= Gichttophi).
  • Eine eingeschränkte Nierenfunktion. Entweder als Ursache oder auch als Folge der Gicht (Nierenschädigung durch eine bereits länger bestehende chronische Gicht mit Harnsäureablagerungen in der Niere).
  • Der Nachweis einer genetischen Veranlagung für Gicht. Bestimmte Abweichungen auf den Genen SLC2A9, SLC22A12 und ABCG2 führen zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit an Gicht zu erkranken.
  • Das Zusammentreffen der oben beschriebenen Symptome mit Übergewicht.

Natürlich müssen nicht alle Kriterien erfüllt sein, um Gicht sicher nachzuweisen.

 

Besonders kritisch sollte die Diagnose Gicht in folgenden Fällen hinterfragt werden:

  • Bei Männern unter 30 Jahren.
  • Bei Frauen vor dem Beginn der Menopause.
  • Bei normalgewichtigen Personen ohne nennenswerten Alkoholkonsum.

In Zweifelsfällen sollte die Analyse der Gelenkflüssigkeit auf Harnsäurekristalle durch einen Facharzt durchgeführt werden!