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Ursachen und Auslöser für Gicht

Gicht (beziehungsweise strenggenommen die primäre Gicht) ist eine erbliche Stoffwechselkrankheit. Dies bedeutet allerdings noch lange nicht, dass bei jedem, der die Veranlagung geerbt hat, auch Gicht auftreten muss. Insbesondere ist es von den individuellen Lebensumständen abhängig, ob sich tatsächlich Gicht einstellt und wie stark das Leiden ist.

 

Die meisten Tiere haben kein Problem mit zu hohen Harnsäurewerten. Bei ihnen wird die Harnsäure weiter zu Allantoin abgebaut und dann problemlos ausgeschieden. Bei Menschen (sowie Menschenaffen, Vögeln und einigen Reptilien) ging die Funktionsfähigkeit des für den Harnsäureabbau zuständigen Gens allerdings verloren, so dass wir heute mit der schwerer auszuscheidenden Harnsäure konfrontiert sind. Möglicherweise gab es für diese Weichenstellung im Evolutionsprozess einen guten Grund: Es wird angenommen, dass die Harnsäure im Blut auch ihr Gutes hat. Sie soll (ähnlich wie z. B. Vitamin C) als Antioxidans wirken und uns so vor freien Radikalen schützen.

 

Bei den meisten Menschen funktioniert die „Entsorgung“ der Harnsäure über die Nieren problemlos. Es müssen also weitere Ursachen hinzukommen, bis der Harnsäurewert in den kritischen Bereich steigt (sogenannte Hyperurikämie, also ein erhöhter Harnsäurewert ohne Beschwerden) oder bis es zu Gichtanfällen kommt. Dies ist in der Regel eine meist erbliche Schwäche der Nieren die Harnsäure auszuscheiden. Heute werden bestimmte Varianten von drei Genen (bezeichnet als SLC2A9, SLC22A12 und ABCG2) für die reduzierte Fähigkeit zur Ausscheidung von Harnsäure verantwortlich gemacht.

 

Weiterhin erhöhen die folgenden Ursachen das Risiko einer Gicht-Erkrankung:

Daneben gibt es auch noch Ursachen, die sich nicht beeinflussen lassen:

  • fortschreitendes Alter
  • Geschlecht
  • eingeschränkte Nierenfunktion

 

Auslöser für Gichtanfälle

Warum kommt der Gichtanfall gerade jetzt? Diese Frage stellen sich viele Gicht-Patienten. Der Harnsäurewert war schon seit Jahren zu hoch, aber warum muss es mich ausgerechnet mitten im Urlaub erwischen? In vielen Fällen lässt sich tatsächlich ein Auslöser (medizinisch gerne "Trigger" genannt) für Gichtanfälle benennen. Allerdings hilft es nur wenig, diese Situationen zu vermeiden, der Auslöser ist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Typische Auslöser/ Ursachen sind:

Negative Einflüsse der Ernährung auf die Gicht

Gicht-Ursachen: Dicker Mann in Küche mit Weinglas und Fleisch
Alkoholkonsum, Übergewicht und purinreiche Ernährung erhöhen das Risiko einer Gicht-Erkrankung

Purinreiche Ernährung

Purine stecken in fast allen Lebensmitteln. Die mit der Nahrung aufgenommenen Purine müssen zusätzlich zu den im Körper entstandenen Purinen zu Harnsäure abgebaut und „entsorgt“ werden. Leider ist es nicht ganz einfach, den Überblick über den Puringehalt verschiedener Lebensmittel zu behalten und diese dann entsprechend zu meiden. (Eine umfangreiche Übersicht finden Sie aber in unserer Purintabelle.) Zu den besonders purinreichen Lebensmitteln zählen

  • Innereien
  • Fleisch
  • Fisch, Räucherfisch
  • fructosegesüßte Getränke

Ein Verzicht auf purinreiche Lebensmittel kann den Harnsäurespiegel senken. Allerdings ist der Wert einer entsprechenden Diät nicht überzubewerten. Oft bringen nur harnsäuresenkende Medikamente den gewünschten Erfolg, so dass das nur schwer einzuhaltende Leben nach der Purintabelle in den Hintergrund treten kann. Zumindest Innereien sollten allerdings konsequent gemieden werden.

Alkoholkonsum

Dass Alkoholkonsum der Gesundheit sowieso nicht besonders zuträglich ist, ist bekannt. Zu seinen unerwünschten Wirkungen gesellen sich bei Gicht noch zwei weitere Effekte hinzu:

  • Alkohol hemmt die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.
  • Alkohol führt zu verstärkter Bildung von Milchsäure. Das Blut wird saurer und die Harnsäure löst sich schlechter. Das führt zu verstärkter Bildung von Harnsäurekristallen.

Dazu kommt, dass viele alkoholische Getränke auch selber Purin enthalten. Hier ist in natürlich auch Bier zu nennen. Und auch alkoholfreies Bier enthält die gleiche Menge Purine wie normales Bier.

 

Wein enthält zwar nur wenig Purin, allerdings ist der Alkoholgehalt doppelt so hoch wie bei Bier.

 

Kaffee und Tee sind bei Gicht übrigens erlaubt (auch wenn früher davon abgeraten wurde). Sie enthalten zwar auch Purine, diese werden jedoch nicht zu Harnsäure abgebaut.

Übergewicht

Übergewicht in Kombination mit einer genetischen Veranlagung ist die Hauptursache für Gicht. Mit dem steigenden Gewicht steigt auch der Harnsäurespiegel. Daher ist eine (langsame) Gewichtsreduktion der wichtigste Hebel, um die Gicht unter Kontrolle zu bekommen. Mit ausreichender Gewichtsreduktion lässt sich oft ein normaler Harnsäurewert (und damit Beschwerdefreiheit ohne Medikamente) erreichen.

 

Fastenkuren haben übrigens den gegenteiligen Effekt. Körpersubstanz (insbesondere Muskulatur) wird abgebaut und es entsteht zusätzliches Purin. Also lieber langsam aber stetig abnehmen.


Bildnachweis

Seitenkopf: ktsdesign / 123RF Standard-Bild

Mann in Küche: iakovenko / 123RF Standard-Bild