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Diagnose Gicht – Und jetzt? Fragen und Antworten

Nachts große Schmerzen im großen Zeh bekommen. Am nächsten Tag zum Arzt geschleppt. Der Arzt wirft einen Blick drauf und stellt die Diagnose Gicht. Nimmt schnell noch Blut ab und ein paar Minuten später steht man wieder auf der Straße. Mit der Diagnose und ein paar guten Ratschlägen im Kopf und einem Rezept in der Hand…

 

Den meisten Menschen ergeht es mit der Diagnose Gicht so oder ähnlich. Und nach der Diagnose gehen einem so einige Fragen durch den Kopf. Gicht??? Bekommen das nicht nur ganz alte Menschen? Der Arzt hat sich sicherlich geirrt. Ich bin doch zu jung und zu gesund (und zu schön) für Gicht. Und ich soll jetzt irgendwelche Medikamente nehmen… Naja, und so weiter.

 

Gicht-Info beschäftigt sich umfangreich mit dem Thema Gicht. Auf dieser Seite soll speziell auf die typischen ersten Fragen nach der Diagnose Gicht Antworten geliefert werden. Jedes einzelne Thema wird nur kurzgefasst beantwortet; bei Interesse können den Links folgen und dort die Details nachlesen.

  

 Was ist Gicht?

   Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung. Die Nieren sind nicht in der Lage so viel Harnsäure auszuscheiden, wie im Körper anfällt. Die Harnsäure lagert sich (unter anderem) in Gelenken ab und führt zu Entzündungen (= Gichtanfällen).  Ursache ist in der Regel eine genetische Veranlagung. Übergewicht, Alkoholkonsum und der Verzehr bestimmter Lebensmittel (z. B. Fleisch) verschlimmern die Situation.
  

Warum bekomme gerade ich Gicht? Ich bin doch jung und gesund.

   In der Regel liegt die Veranlagung für Gicht in den Genen. Mit zunehmendem Alter sinkt die Fähigkeit der Nieren ausreichend Harnsäure auszuscheiden. Bei Männern entwickelt sich die Gicht in der Regel um das vierzigste Lebensjahr (± ca. 10 Jahre), bei Frauen meist erst nach der Menopause. Circa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung erkrankt an Gicht.
  

Könnte der Arzt sich mit der Diagnose Gicht geirrt haben?

   Können sich Ärzte irren? Soll schon mal vorgekommen sein. Die Diagnose Gicht ist allerdings relativ einfach zu stellen und auch der Hausarzt kennt sich mit Gicht aus. Es gibt allerdings ein paar Krankheiten, die Gicht ähneln (siehe Seite 39). Und wie die Gicht sicher diagnostiziert wird steht unter „Diagnose / Nachweis der Gicht“.
  

Was erwartet mich jetzt? Krankheit und Siechtum?

   Wenn Sie dies lesen, dann wissen Sie wahrscheinlich schon, dass ein Gichtanfall eine ziemlich unangenehme Sache ist. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Die Gicht lässt sich hervorragend behandeln (insbesondere mit Medikamenten), so dass es Ihnen bei korrekter Behandlung genauso gut geht, als wenn Sie keine Gicht hätten. 
  

Habe ich die Gicht durch meinen Lebensstil verursacht?

   Es kann gut sein, dass Ihre Ernährung, Ihr Alkoholkonsum oder Ihr Gewicht einen nennenswerten Beitrag zu Ihrer Gichterkrankung leisten. Die Grundlage für die Gicht ist immer die zu geringe Harnsäureausscheidung durch die Nieren. Also eine genetische Ursache. Ernährung und Gewicht beeinflussen den Harnsäurewert zusätzlich.
  

Bekomme ich die Gicht durch eine geänderte Ernährung unter Kontrolle?

   Vielleicht. Oft ist zu lesen, dass sich die Gicht durch eine Anpassung der Ernährung super kontrollieren lässt. Es ist aber leider meistens nicht so. Zum einen ist es (trotz anfänglich hervorragender Motivation) oft nicht leicht, sich gicht-kompatibel zu ernähren und das Gewicht runter zu bringen. Zum anderen gibt es auch viele Menschen, bei denen der Harnsäurewert trotz korrekter Ernährung und optimalem Gewicht nicht wieder ohne Medikamente in den grünen Bereich kommt. Das heißt: Wenn bei Ihnen Handlungsbedarf bei Gewicht, Ernährung und Alkoholkonsum besteht, dann sollten Sie unbedingt hieran arbeiten. Nicht nur wegen der Gicht. Aber wenn Ihnen der Arzt zusätzlich Medikamente zur Senkung des Harnsäurewerts verschrieben hat, dann empfiehlt es sich, diese auch nehmen und nicht alleine auf die Ernährung setzen.
  

Ich soll jetzt für den Rest meines Lebens Medikamente nehmen?

   Vielleicht. Die Medikamente zur Senkung des Harnsäurewerts sind bewährt und wirken gut. Wenn der Arzt Ihnen Medikamente (wie zum Beispiel Allopurinol oder Febuxostat) verschrieben hat, dann sollten Sie diese auch nehmen. Und wenn es Ihnen parallel gelingt, ein zu hohes Gewicht langsam zu reduzieren und Ihre Ernährung anzupassen: Super! Nehmen Sie sich Zeit und entscheiden Sie auf Basis des Harnsäurewerts zusammen mit Ihrem Arzt, ob die Dosierung des harnsäuresenkenden Medikaments reduziert werden kann oder ob vielleicht auch ein Verzicht auf das Medikament möglich ist.
  

Ich nehme jetzt also harnsäuresenkende Medikamente und alles ist in Ordnung?

   Im Prinzip ja. Allerdings muss die Dosierung stimmen, hierfür muss der Arzt den Harnsäurewert regelmäßig kontrollieren und die Dosis bei Bedarf anpassen. Außerdem müssen Sie unbedingt wissen, dass es anfangs durch das Medikament verstärkt zu Gichtanfällen kommen kann (bzw. kommen wird). Es wird also in den ersten Monaten scheinbar durch das Medikament schlechter und nicht besser. Unbedingt lesen: „Harnsäurewert senken mit Medikamenten“ und, je nach dem, was der Arzt verschrieben hat: "Allopurinol" bzw. "Adenuric / Febuxostat".
  

Soll ich jetzt eine spezielle Gicht-Diät einhalten?

   Nein. Es ist wichtig, dass Sie wissen, dass Sie mit der Nahrung Purine aufnehmen und diese im Körper zu Harnsäure umgewandelt werden. Und Sie sollten einige einfache Regeln bei der Ernährung befolgen (siehe „Ernährung bei Gicht“). Dann ist ein Leben nach Purintabelle und Gicht-Kochbüchern nicht notwendig. Und generell sollte der Nutzen einer purinreduzierten Ernährung nicht überschätzt werden.
  

Was passiert, wenn ich mich einfach nicht um das Thema Gicht kümmere?

   Der Körper lagert weiter Harnsäure ab. Der nächste Gichtanfall kommt vielleicht in einem Jahr, aber die Abstände zwischen den Gichtanfällen werden kürzer. Es können sich Gichtknoten (Gichttophi) unter der Haut bilden, die Nieren werden in Mitleidenschaft gezogen. Irgendwann haben Sie permanent Schmerzen und die Gelenkschäden sind nicht mehr reparabel.  Es muss natürlich nicht immer wie oben geschildert verlaufen. Aber es könnte. Und schon das ist ein guter Grund, das Thema Gicht nicht einfach zu ignorieren.
  

Kann man Gicht heilen?

   Das kommt darauf an, was man unter "Heilung" versteht. Die eingeschränkte Fähigkeit der Nieren die Harnsäure auszuscheiden bleibt auf jeden Fall bestehen. Allerdings ist ein beschwerdefreies Leben trotzdem möglich. Meistens geht es hierbei allerdings nicht ohne Medikamente.

Bildnachweis

Seitenkopf: rangizzz / 123RF Standard-Bild