Medikamente können in den unterschiedlichsten Darreichungsformen gekauft bzw. verschrieben werden. Dabei ist diese Form bei der Behandlung von Gicht bzw. des akuten Gichtanfalls absolut nicht egal. Sie beeinflusst die Zeitdauer bis zum Wirkungseintritt, die Wirkungsdauer und die Verträglichkeit.
Normale Tabletten lösen direkt sich im Magen auf. Damit kann der Wirkstoff sofort seine Wirkung (bzw. seine Nebenwirkungen) entfalten, sofern der Körper in der Lage ist, den Wirkstoff schon im Magen aufzunehmen.
Magensaftresistente Tabletten sind mit einem Überzug (Lack) versehen, der sich erst nach der Passage des Magens auflöst. Hierdurch wird bei NSAR verhindert, dass der Wirkstoff den Magen direkt schädigt. Allerdings sind magensaftresistente Tabletten kein Schutz vor Magenproblemen, da der Wirkstoff über das Blut den ganzen Körper erreicht.
Die Zeitspanne bis zum Wirkungseintritt ist bei magensaftresistenten Tabletten nicht genau vorherzusagen. Sie ist unter anderem davon abhängig, ob die Tablette auf leeren Magen (schneller) oder vollen Magen (langsamer) genommen wird. Insbesondere bei Schmerzmitteln mit kurzer Wirksamkeit können so unangenehme „Versorgungslücken“ auftreten.
Magensaftresistente Tabletten dürfen nicht gekaut oder zerteilt werden. |
Retard-Tabletten setzen nur einen Teil des Wirkstoffs sofort frei, der Rest wird verzögert („retardiert“) abgegeben, so dass die Wirkungsdauer verlängert wird. Insbesondere bei Wirkstoffen mit relativ kurzer Wirkungsdauer (wie z. B. Diclofenac) ist eine Einnahme als Retardtablette also sinnvoll.
Bei NSAR in Form von Retardtabletten beträgt die Wirkungsdauer meist 12 Stunden, so dass Sie mit zwei Tabletten schmerzfrei (bzw. schmerzarm) über den Tag kommen sollten (was bei der Einnahme „normaler“ Tabletten nicht unbedingt der Fall wäre).
Dispers-Tabletten werden vor der Einnahme in Wasser aufgelöst und dann getrunken (schmecken meist eher bescheiden). Sie sollen den Wirkstoff schnell verfügbar machen. Insbesondere Diclofenac wird auch als Dispers-Tablette (z. B. Voltaren Dispers) angeboten. Dispers-Tabletten scheinen eher dann geeignet, wenn es mal schnell gehen soll. Zur regelmäßigen Anwendung sollten andere (magenschonendere) Darreichungsformen vorgezogen werden.
Viele Dispers-Tabletten lassen sich übrigens teilen. Dies erleichtert die Dosisanpassung und ermöglicht die Verteilung der Tagesdosis auf deutlich mehr Einnahmen, was eine bessere Abdeckung mit dem Wirkstoff über den Tag ermöglicht. |
Zäpfchen sind für die Einnahme von NSAR eher die zweite Wahl. Der Magen wird zwar etwas geschont, dafür besteht das Risiko von Darmschädigungen, Verletzungen und Entzündungen. Außerdem ist die Wirkstoffaufnahme langsamer als bei Tabletten.
Injektionen sollten bei Gicht eigentlich Notfällen vorbehalten bleiben, da sie mehr Risiken als Tabletten aufweisen. Insbesondere das Schockrisiko ist bei Injektionen zehn Mal höher als bei Tabletten. (Ruhig den Arzt mal fragen, ob es nicht auch per Tablette geht!).
Viele NSAR sind auch als Salbe oder Spray erhältlich (oft auch rezeptfrei). Bekanntester Vertreter ist wohl Voltaren Schmerzgel (Wirkstoff Diclofenac), es geht aber auch preiswerter, z. B. Diclofenac Ratiopharm Gel oder Indotop Ratiopharm Spray (Wirkstoff Indometacin).
Sie sind für den Körper deutlich schonender, da der Wirkstoff eher lokal wirkt und der Spiegel im Blut nur einen Bruchteil des Spiegels einer Tablette beträgt. Allerdings ist der Nutzen bei Gicht auch nur irgendwo zwischen „umstritten“ und „gering“ anzusetzen.
Die Krankenkassen bzw. die durch Budgets eingeschränkten Ärzte haben in der Regel ein Problem damit, die gleichzeitige Therapie mit einem NSAR per Tablette UND als Einreibemittel zu bezahlen. |
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