Die bildgebenden Verfahren zum Nachweis und zur Diagnose der Gicht gewinnen heute zunehmend an Bedeutung. Wo früher wenige typische Symptome für die (nicht immer richtige) Diagnose „Gicht“ ausreichten, wollen wir es heute gerne genau wissen. Daher werden neben den klassischen Kriterien verstärkt auch die „bildgebenden Verfahren“ für einen Blick in den Körper hinzugezogen.
Allerdings hat jedes dieser Verfahren seine Stärken und seine Schwächen. Hier muss der Arzt entscheiden, ob die Einbeziehung eines bildgebenden Verfahrens für die sichere Stellung der Diagnose erforderlich ist. Und welches Verfahren zum Einsatz kommen soll.
Die harmlose und kostengünstige Sonographie ist für die meisten Anforderungen ein ausreichend gutes Verfahren. Insbesondere bei den radiologischen Verfahren (Röntgen und CT) sollten Sie als Patient hinterfragen, ob nicht eine Gelenkpunktion oder die Sonographie ausreichen würden. |
Bei der Sonografie (umgangssprachlich nicht ganz korrekt als „Ultraschall“ bezeichnet) sendet ein Schallkopf für Menschen unhörbare Ultraschallwellen in den Körper. Ein Teil dieser Schallwellen wird zurückgeworfen und wieder vom Schallkopf aufgenommen. Basierend auf der Stärke des Echos und der Laufzeit der Schallwellen kann ein Bild erzeugt und auf einem Monitor dargestellt werden.
Keine. Die besondere Stärke der Sonografie ist die Unschädlichkeit für den Körper.
Sonografie-Geräte sind sehr weit verbreitet. Wartezeiten können für den Besuch bei Fachärzten und Spezialisten anfallen. Die Untersuchung per Ultraschall ist kostengünstig und wird von den Krankenkassen in der Regel problemlos getragen.
Ultraschall eignet sich zur Darstellung verborgener Tophi, von Harnsäureablagerungen und der Entzündungsreaktion im Gewebe. Auch die Entwicklung der Schädigung beziehungsweise der Heilungsverlauf lassen sich nachvollziehen. Voraussetzung für eine sichere Diagnosestellung ist allerdings ein modernes Sonografiegerät sowie ein auf diesem Gebiet erfahrener Arzt.
Beim Röntgen wird Röntgenstrahlung (elektromagnetische Wellen) in einer Röntgenröhre erzeugt. Diese Strahlen durchdringen weiches Gewebe problemlos, hartes Gewebe (z. B. Knochen) schwächt die Strahlung ab. Auf der der Röntgenröhre entgegenliegenden Körperseite befand sich früher ein Film, der von den Strahlen geschwärzt wurde. Heute wird dieser Film in der Regel durch digitale Sensoren („digitales Röntgen“) ersetzt.
Die Strahlenbelastung durch einzelne Röntgenaufnahmen ist relativ gering. In der Regel ist die Strahlendosis bei modernen digitalen Röntgenanlagen geringer als bei älteren Geräten. Da es keine sicher unschädliche Strahlendosis gibt, ist für jede Röntgenaufnahme eine Abwägung von Nutzen und Risiko notwendig.
Röntgengeräte sind weit verbreitet. Mit größeren Wartezeiten ist auch bei Fachärzten / Radiologen nicht zu rechnen. Die Untersuchung ist kostengünstig und wird von den Krankenkassen in der Regel problemlos getragen.
Der akute Gichtanfall ist im Röntgenbild nicht zu sehen. Daher ist Röntgen zur Diagnose im Frühstadium nicht geeignet. Bei der chronischen Gicht zeigt das Röntgenbild Harnsäureablagerungen als Schatten. Knochenverformungen und für Gicht typische Lochdefekte („Ausstanzungen“) werden sichtbar.
Beim MRT werden mittels eines sehr starken Magnetfeldes und Radioimpulsen die überall im Körper vorhandenen Wasserstoffatome dazu angeregt, ihrerseits einen kleinen Impuls an das MRT-Gerät zurückzusenden. Diese Signale werden ausgewertet und in Form von Schnittbildern des Körpers dargestellt. Das MRT kann sowohl Knochen als auch weiches Gewebe darstellen.
Ein MRT-Gerät arbeitet nicht mit Strahlung; es kommt zu keiner Strahlenbelastung. Allerdings ist die Auswirkung der Magnetfelder auf den Körper noch nicht endgültig beurteilt.
Es kann zu spürbaren Wartezeiten (mehrere Wochen) auf MRT-Termine kommen. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten in der Regel.
Der akute Gichtanfall liefert eine eher unspezifische Darstellung einer Entzündungsreaktion. Verborgene, auf Gicht hindeutende Harnsäureablagerungen (Gichttophi) können erkannt werden. Die Bedeutung des MRT zur Diagnose der Gicht ist eher untergeordnet und speziellen Fragestellungen vorbehalten.
Die Computertomographie (abgekürzt CT) ist eine Weiterentwicklung der klassischen Röntgentechnik. Beim CT wird nicht nur ein Bild, sondern eine Vielzahl von Bildern aus unterschiedlichen Perspektiven angefertigt und mittels Computer zusammengesetzt. Das Ergebnis sind zwei- oder auch dreidimensionale Bilder, die (im Gegensatz zu klassischen Röntgen) auch Weichteile gut darstellen.
Die Strahlenbelastung bei einem CT entspricht der von mehreren hundert Röntgenaufnahmen. Die Notwendigkeit einer CT ist daher kritisch zu hinterfragen; eine strenge Abwägung von Nutzen und Risiko ist vorzunehmen.
Computertomographie ist heute in der Regel problemlos mit nur kurzer Wartezeit verfügbar. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten in der Regel.
Das CT eignet sich nicht zur Diagnose des akuten Gichtanfalls. Erst bei fortgeschrittener Gicht mit Tophi und Knochenschäden kann der Einsatz des CT sinnvoll sein. Auf Grund der hohen Strahlendosis sollte das CT bei Gicht auf Ausnahmefälle beschränkt bleiben.
DECT ist eine Variante der Computertomographie. Bei DECT rotieren zwei Röntgenröhren mit unterschiedlich starker Röntgenstrahlung um den Patienten. Mit dieser Technik lassen sich Kristallablagerungen und Tophi besonders gut darstellen.
siehe CT
Die Anzahl der DECT Geräte ist in Deutschland noch sehr beschränkt. Längere Wartezeiten sind wahrscheinlich. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Kosten in der Regel nicht.
Nach entsprechender Aufbereitung stellen die Bilder insbesondere Kristall- bzw. Harnsäureablagerungen sehr gut dar. Damit könnte DECT als Alternative zur Gelenkpunktion zum Nachweis von Harnsäurekristallen in der Gelenkflüssigkeit eingesetzt werden. Allerdings bleibt die hohe Strahlendosis ein Hinderungsgrund für einen breiten Einsatz von DECT bei der Gicht-Diagnose.
Bildnachweis
Seitenkopf: endomedion / 123RF Standard-Bild
Ultraschallgerät: Kitmondo Marketplace
Röntgenbild Gichtfuß: Hellerhoff
MRT-Gerät: KasugaHuang
Computertomograph: edusoft
DECT Gichtfuß: Siemens