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Uricase (Pegloticase / Krystexxa)

Ein kleiner Teil der Gicht-Patienten kann mit den üblichen harnsäuresenkenden Medikamenten nicht ausreichend behandelt werden; der Harnsäurewert bleibt zu hoch. Hier kann eine spezielle Form der Uricase (Pegloticase, Handelsname Krystexxa) zum Einsatz kommen – sie ersetzt ein zum Abbau der Harnsäure benötigtes Enzym, das dem Menschen im Laufe der Evolution abhanden gekommen ist. Leider ist Uricase allerdings kein Wundermittel.

 

Die meisten Säugetierarten kennen keine Probleme mit erhöhten Harnsäurewerten. Sie verfügen über das Enzym „Uricase“, das die über die Nieren schwer auszuscheidende Harnsäure weiter zu Allantoin abbaut. Das Allantoin ist gut löslich und wird problemlos ausgeschieden. Warum den Menschen (sowie einigen Menschenaffen, Vögeln und einigen Reptilien) im Laufe der Evolution die Fähigkeit zur Herstellung von Uricase verloren haben, ist nicht sicher geklärt. Möglicherweise hat die Harnsäure auch positive Eigenschaften (z. B. ähnlich wie Vitamin C als Antioxidans), so dass der Wegfall der Fähigkeit zur Umwandlung von Harnsäure in Allantoin auch sein Gutes hätte.

 

Grafik Abbau von Purinen über Xanthin zu Harnsäure
Normaler Abbauprozess von Purinen im menschlichen Körper

 

Die heute vorzugsweise zur Senkung des Harnsäurewerts eingesetzten Medikamente wie Allopurinol und Febuxostat „behindern“ den Abbau von Xanthin zu Harnsäure. Der Körper kann das Xanthin relativ leicht ausscheiden, weniger Harnsäure fällt an.

 

Eine naheliegende Alternative wäre es jetzt, dem Menschen das fehlende Enzym Uricase als Medikament zu geben. Die Uricase würde die Harnsäure in Allantoin umwandeln, das leicht vom Körper ausgeschieden werden könnte.

 

Abbau von Purinen über Xanthin und Harnsäure und dann unter Einwirkung von Uricase zu Allantoin
Abbauprozess von Purinen unter Verwendung von Uricase

 

Leider wird Uricase von den meisten Menschen nicht vertragen. Mit hohem Forschungsaufwand wurden jedoch modifizierte Formen von Uricase entwickelt, die für den Einsatz als Medikament (zumindest in speziellen Fällen) geeignet sind: Rasburicase (Handelsname Fasturtec) und Pegloticase (Handelsnamen Krystexxa). Leider handelt es sich bei beiden nicht um Wundermittel. Für beide gilt:

  • Es besteht eine erhebliche Gefahr von Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten.
  • Sie sind nicht in Tablettenform verfügbar, sondern werden als Infusion verabreicht.
  • Die Behandlung darf nur durch Ärzte mit entsprechendem Fachwissen auf dem Gebiet der Chemotherapie durchgeführt werden.
  • Während der Behandlung können sich Antikörper gegen die Medikamente bilden. Dies kann dazu führen, dass die Behandlung nach einigen Sitzungen abgebrochen werden muss.

 

  

Uricase kommt nur zum Einsatz, wenn die üblichen Medikamente (also insbesondere Allopurinol und Febuxostat, ggf. in Verbindung mit Lesinurad) in der höchsten zulässigen Dosierung nicht ausreichend stark wirken oder nicht vertragen werden.

 

Uricase kann bei vielen und großen Gichtknoten (Gichttophi) eine Alternative zur operativen Entfernung darstellen.

 

Rasburicase (Handelsname Fasturtec)

Rasburicase wird vorrangig im Rahmen einer Chemotherapie zur Tumorbekämpfung eingesetzt. Schlägt die Chemotherapie an, kann der Körper mit der Menge an abzubauender Harnsäure überlastet sein. Es besteht die Gefahr, dass die Harnsäure in den Nieren auskristallisiert. Rasburicase kann hier die Harnsäure zu Allantoin abbauen, das problemlos ausgeschieden wird.

 

Pegloticase (Handelsnamen Krystexxa)

Krystexxa ist insbesondere für Menschen gedacht, die auf die Behandlung mit den üblichen harnsäurereduzierenden Medikamenten (auch in der höchsten Dosis) nicht ansprechen. Dies sind etwa 1 bis 3 Prozent der Patienten mit Gicht. Weiterhin kann Pegloticase bei Personen zum Einsatz kommen, die die anderen Medikamente nicht vertragen.

 

Pegloticase wirkt nicht bei allen Patienten gleich gut. In Studien brachte sie bei 42 Prozent der behandelten Personen eine ausreichende Senkung des Harnsäurewerts. Bei 90 Prozent der Patienten hatten sich Antikörper gegen die Pegloticase gebildet. Diese Antikörper können die Wirksamkeit beeinflussen, müssen es aber nicht zwangsläufig.

 

Die Pegloticase wirkt relativ lange, so dass die Infusionen in der Regel „nur“ alle zwei Wochen erfolgen können (bzw. müssen).

Krystexxa kann in Deutschland zurzeit nur über die internationale Apotheke bezogen werden. 

 

Alternativen zu Pegloticase Allopurinol oder Febuxostat in Verbindung mit Lesinurad (Handelsname Zurampic)

 


Bildnachweis

Seitenkopf: auremar / 123RF Standard-Bild

Grafiken: Ulrik Andresen