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Cortison und Prednisolon beim Gichtanfall

Cortison (=Kortison) ist ein von der Nebennierenrinde (eine Hormondrüse) produziertes menschliches Hormon. Es hat im Körper eine ganze Reihe von Aufgaben: Es regelt unter anderem den Fettstoffwechsel, den Salz- und Wasserhaushalt und mobilisiert als Stresshormon Energiereserven. Und es ist der stärkste bekannte Entzündungshemmer und wird daher auch beim Gichtanfall eingesetzt! Es hemmt sehr wirksam die entzündliche Reaktion im Gelenk und bremst das Immunsystem ein.

 

Cortison beim Gichtanfall: Wundermittel mit Nebenwirkungen

Streng genommen ist der übliche Sprachgebrauch von Cortison übrigens falsch: Die Nebennierenrinde produziert Cortisol, nicht Cortison. Cortison ist eine inaktivierte Form von Cortisol, die selber praktisch keine medikamentöse Wirkung entfaltet, bis sie im Körper in Cortisol umgewandelt wird. Ein anderer Name für Cortisol ist Hydrocortison. Für den Rest des Artikels bleiben wir aber beim üblichen Sprachgebrauch.

 

3D-Modell Mensch mit Nebennieren
Natürliches Cortison wird in den Nebennieren erzeugt. Prednisolon wird künstlich erzeugt und kommt beim Gichtanfall zum Einsatz.

Keine (falsche) Angst vor Cortison

Seit den 50er Jahren wird Cortison zur Bekämpfung von Entzündungen eingesetzt. Mit großem Erfolg. Aber auch mit erheblichen Nebenwirkungen. Vollmondgesicht, Wassereinlagerung, Osteoporose (Knochenschwund) und Hautprobleme gehörten dazu. Heute sind den meisten Patienten diese Nebenwirkungen bekannt und sie haben einen großen Respekt vor diesem Medikament („das nehm´ ich nicht!“). Allerdings muss man berücksichtigen, dass diese Erfahrungen größtenteils auf Behandlungen in den siebziger Jahren beruhen, bei denen Cortison noch viel großzügiger verabreicht wurde.

 

  

Heute wird Cortison bei Gicht in Dosierungen eingesetzt, die relativ gut verträglich sind. Und Nebenwirkungen treten insbesondere bei kurzzeitiger Behandlung, wie es ja beim akuten Gichtanfall der Fall ist, nur selten auf.

 

Bei der Verwendung von Cortison ist auf die Einhaltung der in der Packungsbeilage angegebenen Uhrzeiten zu achten. Der Körper produziert Cortison vorwiegend in der zweiten Nachthälfte. Es wird auf Vorrat produziert und sein Wert reduziert sind vom Maximum um etwa acht Uhr morgens auf nur noch zehn Prozent am Abend. Erfolgt nur eine Einnahme täglich, sollte diese morgens vor 8 Uhr erfolgen, damit sich die Einnahme einigermaßen in den Tagesrhythmus eingliedert.

 

Prednisolon

Weiterhin ist Cortison nicht gleich Cortison. Es gibt eine Vielzahl an Cortison-Wirkstoffen, die sich in Stärke und Dauer der Wirkung (bzw. Nebenwirkung) unterscheiden. Beim Gichtanfall ist Prednisolon das Mittel der Wahl. Es wirkt schnell und relativ kurz. Damit halten sich auch die unerwünschten Wirkungen in Grenzen.

 

Verwendung von Prednisolon beim akuten Gichtanfall

  • Prednisolon kann als Einmaldosis von 20 bis 40 mg zusätzlich zu einem NSAR verschrieben werden. Zum Vergleich: Der Körper produziert täglich eine 7,5 bis 10 mg Prednisolon entsprechende Menge Cortison. 
  • Oder es wird für einige Tage zusammen mit einem NSAR verabreicht. Z. B. am ersten Tag 40 mg Prednisolon, am zweiten Tag 30, am dritten 20 und am 4 Tag 10 mg. Und dazu ein nicht ganz so stark wirkendes (und besser verträgliches) NSAR wie Naproxen. Eine längerfristige Verwendung von Prednisolon und NSAR sollte wegen des hohen Nebenwirkungsrisikos vermieden werden.
  • Neuerdings (seit 2008) wird auch eine mehrtägige Behandlung ausschließlich mit Prednisolon anstelle von NSAR als wirksam und verträglich angesehen! Hier liegt die initiale Dosierung üblicherweise bei 0,5 mg  Prednisolon pro Kilogramm Körpergewicht. Also z. B. bei 40 mg pro Tag. Diese Dosierung wird über einige Tage beibehalten oder in kleinen Schritten reduziert, wenn auch mit dieser niedrigeren Dosis eine zufriedenstellende Behandlung des Gichtanfalls erfolgt.
  • Insbesondere bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Behandlung mit Cortison der Behandlung mit NSAR vorzuziehen.
  • Alternativ zur Einnahme in Tablettenform kann das Cortison auch in das entzündete Gelenk gespritzt werden. Ansonsten sind Injektionen mit Prednisolon (in den Muskel oder intravenös) wenig sinnvoll; Tabletten wirken schnell und gut und bergen weniger Risiko.

 

Vorbeugung von Gichtanfällen

Cortison kann auch zur Vorbeugung von Gichtanfällen bei Beginn einer harnsäuresenkenden Behandlung eingesetzt werden. Hier kommen niedrigere Dosen von fünf bis zehn Milligramm Prednisolon pro Tag (typischerweise oft 7,5 mg / Tag) für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten zum Einsatz. Allerdings ist Prednisolon hier das Mittel der zweiten Wahl, normalerweise ist Colchicin vorzuziehen.


Bildnachweis

Seitenkopf: epantha / 123RF Standard-Bild

3D-Modell Mensch: maya2008 / 123RF Standard-Bild