Es existiert eine Vielzahl von Schmerzmitteln und NSAR, deren Einsatz beim akuten Gichtanfall mehr oder weniger sinnvoll ist. Hier werden mit Acetylsalicylsäure (dem Wirkstoff von Aspirin), Ibuprofen, Phenylbutazon, Piroxicam und Acemetacin die Medikamente beschrieben, die gelegentlich bei Gichtanfällen Verwendung finden.
Acetylsalicylsäure (ASS) ist der Wirkstoff von Aspirin. Da ASS die Harnsäureausscheidung hemmt, ist sie zur Behandlung von Gichtanfällen nicht geeignet. Abgesehen davon ist sie zur Schmerzlinderung bei Gicht nicht ausreichend stark wirksam.
Ibuprofen ist relativ gut verträglich. In niedriger Dosierung reduziert es den Schmerz, erst in höheren Dosen wirkt es auch entzündungshemmend. Ibuprofen ist zur Behandlung des akuten Gichtanfalls geeignet, in der Regel wirkt es allerdings nicht ausreichend stark. Daher reduziert sich sein Einsatz meist auf die Behandlung leichterer Gelenkschmerzen.
Neben den „normalen“ Ibuprofen-Tabletten gibt es auch Tabletten mit Ibuprofen-Lysinat. Hierbei handelt es sich um ein Salz aus Ibuprofen und der Aminosäure Lysin. Diese Kombination soll für eine schnellere Aufnahme des Wirkstoffs im Magen sorgen. Um Ibuprofen-Lysinat richtig zu dosieren sollte man wissen, dass der tatsächliche Ibuprofengehalt der Tabletten im Kleingedruckten auf der Schachtel zu suchen ist. 500 mg Ibuprofen-Lysinat entsprechen 292,6 mg Ibuprofen.
Wirkungsdauer | Circa vier bis sechs Stunden |
Wirkungsbeginn |
● Etwa eine Stunde nach der Einnahme. ● Tabletten mit Ibuprofen-Lysinat wirken schneller. |
Typische Dosierung beim akuten Gichtanfall | Dreimal täglich 800 mg Ibuprofen als Retardtablette. |
Tages-Höchstdosis |
Bis 2400 mg Ibuprofen |
Mögliche häufige Nebenwirkungen |
● Magen-Darm-Beschwerden (beginnen typischerweise mit Sodbrennen) ● Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit |
Verfügbarkeit | Bis 400 mg rezeptfrei, darüber rezeptpflichtig |
Handelspräparate | Aktren, Dolgit, Dolormin, Nurofen und andere. |
Phenylbutazon war das erste in Deutschland zugelassene NSAR. Es wirkt stärker als die meisten anderen NSAR und sollte ausschließlich den Fällen vorbehalten bleiben, in denen die üblichen NSAR nicht ausreichen. Der Wirkstoff verbleibt sehr lange im Körper; die Einnahme von Phenylbutazon sollte so kurz wie möglich erfolgen.
Wirkungsdauer | Vermutlich Tage bis Wochen |
Wirkungsbeginn |
Etwa eine bis zwei Stunden nach der Einnahme. |
Typische Dosierung beim akuten Gichtanfall |
● Einmalig 400 mg Phenylbutazon ● Danach für drei Tage alle zwölf Stunden 200 mg Phenylbutazon ● Falls danach noch eine weitere Behandlung erforderlich ist: Für weitere drei Tage 200 mg Phenylbutazon pro Tag |
Mögliche häufige Nebenwirkungen |
● Phenylbutazon wirkt noch mehrere Tage nach der Einnahme. ● Magen-Darm-Beschwerden ● Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag und Hautjucken |
Verfügbarkeit | Bis 400 mg rezeptfrei, darüber rezeptpflichtig |
Handelspräparate | Ambene und exrheudon OPT. |
Es ist zu prüfen, ob eine andere, nebenwirkungsärmere Alternative (z. B. Indometacin, Diclofenac, Cortison) vorzuziehen ist. |
Piroxicam hat von den gängigen klassischen NSAR eine der längsten Wirkungsdauern (weit über 24 Stunden). Leider treten bei Piroxicam deutlich mehr Nebenwirkungen auf, als bei den anderen NSAR, so dass es heute nur noch in speziellen Anwendungsfällen, jedoch nicht mehr zur Behandlung des akuten Gichtanfalls, zum Einsatz kommt.
Piroxicam wird heute wegen des hohen Nebenwirkungsrisikos nicht mehr als zur Behandlung des Gichtanfalls geeignet eingestuft. |
Der Wirkstoff Acemetacin wird im Körper in Indometacin umgewandelt. Daher ist die Wirkungsweise von Acemetacin und Indometacin ähnlich (wenn auch nicht völlig identisch).
Acemetacin gehört zu den „stärkeren“ NSAR; es bekämpft Schmerzen und Entzündung also sehr wirksam. Allerdings hat Acemetacin auch ein hohes Nebenwirkungsrisiko, weshalb es eher dann zum Einsatz kommt, wenn andere NSAR nicht ausreichend stark erscheinen. Die schädliche Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt ist möglicherweise etwas geringer als bei Indometacin.
Gegebenenfalls ist die zusätzliche Einnahme eines Magenschutzes sinnvoll. |
Wirkungsdauer |
● Als normale Tablette etwa sechs Stunden. ● Als Retardtablette deutlich länger. |
Wirkungsbeginn |
Etwa zwei Stunden nach der Einnahme. |
Typische Dosierung beim akuten Gichtanfall |
● Beim Gichtanfall zweimal täglich 90 mg Acemetacin als Retardtablette oder dreimal 60 mg Acemetacin bis zum Abklingen der Beschwerden. ● Ggf. kann der Arzt auch höhere Dosierungen bis 300 mg am ersten Tag (oder auch an den Folgetagen) festsetzen. |
Mögliche häufige Nebenwirkungen |
● Magen-Darm-Beschwerden ● Übelkeit, Erbrechen |
Verfügbarkeit | Acemetacin ist rezeptpflichtig |
Handelspräparate | Rantudil, Tilur, Rheutrop, diverse Generika (wirkstoffgleiche Nachahmerpräparate) |
Bildnachweis
Seitenkopf: chatree12 / 123RF Standard-Bild