Die Diagnose „Gicht“ stellt jeder Hausarzt relativ problemlos aufgrund des typischen Beschwerdebilds. Meist liegt er dabei auch richtig. Aber es gibt eine Reihe anderer Krankheiten, die auf den ersten Blick zu ähnlichen Beschwerden führen und auch auf die gleiche Behandlung (sprich NSAR oder Cortison) ansprechen. Hier kann es dann schon vorkommen, dass Patienten über einen längeren Zeitraum nicht richtig behandelt werden.
Im Folgenden werden einige Krankheiten gelistet, die ein gewisses Verwechslungspotential mit Gicht aufweisen. Die Krankheiten werden hier nur kurz dargestellt und es wird insbesondere auf die Unterschiede zu Gicht eingegangen.
Ähnlich wie bei der Gicht kommt es auch bei Pseudogicht zu Ablagerungen in den Gelenken. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Harnsäure, sondern um Kalksalzkristalle (Kalziumpyrophosphat). Während Gicht bevorzugt das Großzehengrundgelenk befällt, treten durch Pseudogicht verursachte Ablagerungen und Entzündungen insbesondere an mittelgroßen Gelenken wie Knien, Handgelenken, oder Daumensattelgelenken auf.
Der Nachweis der Pseudogicht erfolgt durch den Ausschluss der typischen Ursachen für normale Gicht sowie durch Röntgenuntersuchung und / oder Gelenkpunktion.
Die Pseudogicht spricht übrigens auch auf eine Behandlung mit Colchicin an. Daher kann eine erfolgreiche Behandlung mit Colchicin nicht in jedem Fall als Nachweis für Gicht angesehen werden.
Die Psoriasis oder Schuppenflechte ist eine in Deutschland relativ verbreitete Hautkrankheit. Sie äußert sich in meist in schuppenden oder geröteten punkt- bis handtellergroßen Hautveränderungen. Bei der Psoriasis Arthritis (Arthritis = entzündliche Gelenkerkrankung) befällt die Entzündung nicht nur die äußeren Hautschichten, sondern auch die Innenhaut der Gelenke. Die Entzündungen können sich zum Beispiel als Schwellungen ganzer Finger oder Zehen äußern. Oder als wie beim typischen Gichtanfall ablaufende akute Entzündung des Großzehengrundgelenks!
Bei Schuppenflechte kann es auch zu erhöhten Harnsäurewerten kommen. Ursache hierfür können die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS / Aspirin) sowie die beschleunigte Erneuerung von Hautzellen sein.
Die septische Arthritis ist eine durch Bakterien verursachte Gelenkentzündung. Sie kann durch Gelenkpunktionen oder Injektionen in ein Gelenk verursacht werden. Oder aber durch Bakterien, die sich bereits im Körper (Blut oder umgebendes Gewebe) befinden. Eine septische Arthritis kann zum Beispiel durch eine Gelenkpunktion (Entnahme von etwas Gelenkflüssigkeit mit einer Nadel) nachgewiesen werden.
Eine Arthrose (also Gelenkverschleiß) verläuft Anfangs in der Regel unbemerkt und ohne eine Entzündung. Ist dieser Verschleiß sehr stark fortgeschritten kann es zeitweise zu schmerzhaften Entzündungen kommen: der aktivierten Arthrose.
Die für Gichtanfälle typische schnelle Entwicklung der Gelenkschmerzen spricht eher gegen eine aktivierte Arthrose.
Die reaktive Arthritis bzw. das Reitersyndrom tritt manchmal nach einer bakteriellen Infektion des Darms oder der Harnröhre auf. Hierbei kommt es typischerweise zu der Kombination einer Bindehautentzündung, Harnröhrenentzündung und Gelenkentzündung. Von der Gelenkentzündung sind meist mehrere Gelenke der unteren Körperhälfte (Sprunggelenk, Knie, Hüfte) betroffen.
Bildnachweis
Seitenkopf: Cybernesco / 123RF Standard-Bild